chriftliche oder kirchliche Oppofition vorkam, das mußte natürlich, wenn es aus dem„ Auslande" kam, doppelt ver dächtig erfcheinen. Und angefichts der provinzialiſtiſchen Ab neigung des Deutfchen gegen alles„ Ausländifche" war klar, daß die öffentliche Meinung ein Vorgehen gegen uns aus folchen Gründen für durchaus gerechtfertigt halten würde. Nun hatte mir Frau Gerftenmaier, die ich mehrfach gefehen hatte, berichtet, daß man insbesondere ein geheimnisvolles Aktenftück fuchte, das ihr Mann in Verwahrung haben follte. Schon vorher hatte es eine Rolle gefpielt, und schon damals war mir eine Warnung zugegangen; aber da ich nichts der gleichen befaß, hatte ich diefen Nachrichten undWarnungen keine Bedeutung beigemeffen, war aber nicht völlig unge rüftet.
Die zweite Vermutung betraf Goerdeler. Nach einem Vor trag, den ich in einer Leipziger Kirche über, Möglichkeiten eines Chriftenlebens in der Gegenwart" gehalten hatte, war er zu mir in die Sakriftei gekommen und hatte Fühlung mit mir gefucht. Die ungewöhnliche Offenheit, mit der Goerdeler feine Pläne befprach, hatte mich immer mit größtem Miẞ trauen erfüllt. Sie entſprang zweifellos feiner perfönlichen Unerfchrockenheit; aber daß unter unbefangener Benutzung des Telephons ein fo ausgedehnter Kreis, den fchon ich über fehen konnte, von Goerdelers Kritik und Plänen ſprach, er fchien mir als ein verwunderlicher und gefährlicher Dilet tantismus. Daß angesichts diefer Offenheit und Unvorsichtig keit von lauter Leuten, die eben keine zünftigen Verschwörer waren, die Geftapo weder irgendeinen der Hauptbeteiligten vorher ausfindig gemacht, noch den Anfchlag vom 20. Juli hat verhindern können, ift fchlechthin unbegreiflich. Entwe der waren die Verfchwörer zu tief in ihre eigenen Reihen, und das kann nur heißen: in ihre eigenen führenden Kreife
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