Und da man nicht wiffen kann, welche Publizität man uns zugedacht hat, recke ich auf alle Fälle das Geficht kühn der Sonne zu, um in paffabler Haltung auf die Platte gebannt zu werden. Aber bei der zweiten Aufnahme begreift einer der Aufficht führenden SS- Beamten mein Vorhaben und ver anlaẞt mich mit brüllendem, Kinn an die Binde!" zur ,, vor> fchriftsmäßigen" Haltung zurückzukehren. Ich gehöre nicht zu jener Menfchengruppe, deren Vorrecht die heroifche Pofe ift.

Aber ein Gutes hat diefe kurze Begegnung mit den Mit gefangenen gebracht: die ftürmenden und bohrenden Ges danken über den Anlaß zu meiner Verhaftung bekommen eine neue Richtung.

Bis dahin hatte ich drei verfchiedene Möglichkeiten erwogen.. Die erfte betraf Gerftenmaier. Er war am Abend des 20. Juli im Gebäude des OKW mit York und Anderen verhaftet. Obwohl ich keine Einzelheit kannte, wußte ich naturgemäß von feinen oekumenifchen Beziehungen. Er hatte Schönfeld und Anderen ermöglicht, die Verbindung mit den: oeku menifchen Verbänden in Genf aufrecht zu erhalten, und auf diefem Wege waren mir regelmäßig Nachrichten aus den ver fchiedenen ausländifchen Kirchengebieten zugegangen, ich hatte theologische literarische Neuerscheinungen kennen ge lernt und zuweilen Grüße von ausländifchen Freunden er halten.

Das alles war nun zwar weit entfernt davon, ftaatsgefährlich zu fein. Für jeden Chriften, ja fchon für jeden halbwegs vernünftigen Menschen war ganz klar, daß hier überhaupt keine politiſchen Dinge im eigentlichen Sinne verhandelt wurden; aber natürlich war ich nicht naiv genug zu über/ fehen, daß alles dies trotzdem das höchfte Miẞfallen der Ge ftapo erwecken mußte.Was ihnen schon bei uns zuhaufe als

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