die Pulsadern aufgefchnitten hat; und was den großen, dunk len Fleck unter dem Fenster betrifft, fo kann er nur von je mandem ftammen, der fich an den eifernen Gitterftäben erhängt hat.

Nun beginnt mein Ohr auch die lärmenden Eindrücke aus der Halle des Gefängnisflügels aufzunehmen und zu fam meln. Die Akustik da draußen ist wie in einer hohen weiten Kirchenhalle; aber da die Treppen und Gänge aus hallen dem Eifen find, ohne Holz, das den Schall gütig abdämpfen und verwandeln würde, klingt alles hart und platt und vor dergründig. Durch die Öffnung über der Zellentür dringt der ununterbrochene Lärm Tag und Nacht unbarmherzig herein. Noch immer werden Zellennummern ausgerufen- Zugang, Abgang, Verhöre, Mißhandlungen oder Schlimme res, was weiß ich?

Und nun vernehme ich ganz deutlich in der Zelle nebenan ein langes, bald fteigendes, bald fchwächer werdendes Stöh nen, hin und wieder durch winfelnde Auffchreie unterbro chen, dann kommt jedesmal der Poften und fährt den Unbe kannten fcharf an- ift er krank, oder leidet er unter den Fol gen einer Folterung? Viel mehr noch als die phyfifche Not diefes Unglücklichen macht mir die Einbuße an Menfchens und Manneswürde zu fchaffen, die fich in diefen klagenden Ausbrüchen kundtut. Aber nun fängt wenige Zellen weiter links einer an, in Tobfuchtsanfällen gegen feine Tür zu trom/ meln; feine immer schriller werdenden Schreie: Ich bin un fchuldig!" beweifen, daß er völlig die Kontrolle über fich felbft verloren hat, bis er- ich höre die Einzelheiten genau- durch Einspritzung irgendeines Mittels zu verdächtiger Ruhe gebracht wird.

In diefem Augenblick fteht mein Entfchluß feft: alle Kräfte des geiftigen und feelifchen Widerftandes in mir zu mobi

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