Halle fchreit, ruft: Poften III! 176 Zugang", und ich werde unter dem anfeuernden Gebrüll eines SS- Mannes, der nur ein merkwürdiges Deutſch beherrscht, über die klappernde Eifentreppe in den dritten Stock und in die Zelle 176 ge führt. Ein anderer volksdeutfcher SS- Mann mit ebenfo merk würdigem Deutſch nimmt mich in Empfang, und in wenigen Augenblicken fällt die fchwere, eiferne Tür der Zelle 176 hin ter mir ins Schloß.

Diefer Augenblick ift der fchwerfte, fchwerer als die Stunden und Tage der Todesnähe. Als die Zellentür ins Schloß fchlug, habe ich mich auf die Pritfche geworfen und gebetet: laẞ mich die Tür vergeffen!- diefe Tür, die fo vernichtend schwer und unwiderruflich ins Schloß gefallen war.

Sie ift ganz glatt, von einer fo verhängnisvoll fauberen Glätte, daß auch der Einfältigfte begreift: hier ift nichts zu machen, mein Lieber! Ein Guckloch ift in der Mitte, durch das der Poften von außen hereinschauen kann, darüber iſt eine Öffnung in der Mauer, damit der Poften fofort hören kann, falls du Unfinn betreibft. Das hat den Vorteil, daß du jedes Geräusch, das in diefer hohen Halle verdoppelt wird, un vermindert mitbekommft. Heute ift offenkundig Hochbe trieb; unausgefetzt hallen die lärmenden Rufe des kleinen Schrumpfgermanen durch die Halle: Poften III! Zugang!- Das Geftapogefängnis in der Prinz Albrecht- Straße ist längst überfüllt; hier in der Lehrter Straße find fchon zwei Flügel als , Hausgefängnis" für den Reichsficherheitshauptdienſt ein gerichtet.

Ich bin mir fofort darüber klar, daß fich vor Montag nichts ereignen kann; heute ift mit allem Schluß. Sogar das, Abend brot" ift fchon ausgeteilt, und ich, der ich feit drei Uhr früh auf den Beinen bin, der ich überdies die Mittagsmahlzeit ausgefchlagen habe, empfinde nun doch erheblichen Hunger

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