Und fiehe es gelingt: für kurze Zeit kann ich durch eine einfache, faft plumpe Zwifchenfrage die Beiden trennen, in der Küche geht der Eine wie erwartet auf die weit geöffne ten Fenftertüren zu und tritt für einen Augenblick auf die Teraffe- blitzfchnell ift der Brief in den Abfalleimer geflogen, und ich überlaffe es der göttlichen Weltlenkung, dafür zu forgen, daß er dort auch bald verfchwinden wird. Er hat fpäter keine Rolle gefpielt, und das war gut fo. Nun muß noch die Rückkehr von Magdalena abgewartet werden. Nach einer knappen Viertelftunde ift fie wieder da. Ihre Haltung bei der Nachricht von meiner Verhaftung iſt trotz ihrer fechzehn Jahre großartig und von derfelben ge faßten Ruhe, mit der fie unzählige nächtliche Luftangriffe überstanden hat. Dann verlaffen wir das Haus.
Wohin geht die Fahrt?
Auf meine Frage hatten die Beiden nur geantwortet, daß fie auf Weifung einer„ fehr hohen Stelle" handelten. Im Munde der Geftapo konnte das eigentlich nur Himmler felbft fein. Aber als wir nun in die Lehrter Straße einbiegen und fich die schweren großen Türen des Unterfuchungsgefängniffes auftun( ich fpüre noch den Gegenfatz zwifchen dem ftrah lenden Auguftnachmittag und dem fchmutzigen Gefängnis gemäuer) fällt mein Blick auf das Schild am Eingang„ Reichs ficherheitshauptdienft". Alfo bin ich der höchften Gruppe der ftaatsgefährlichen Gefangenen zugerechnet.
Die Aufnahmezeremonien find eigentlich erträglich. Es iſt eine Schreibftube da, in die ich geführt werde. Die Uhr zeigt etwas nach fünf. SS - Offiziere verfchiedener Ränge find da; ich kenne fie nicht alle genau auseinander. Einer schreibt meine Perfonalien auf. Daß ich Pfarrer bin, erregt immerhin allgemeine Aufmerkfamkeit; aber die Frage, wie ich denn dazu komme, verhaftet zu werden, kann ich auch nicht be
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