durch ihren Beruf geprägt; und ganz dunkel, wie in einer fernen Erinnerung, kommen fie mir bekannt vor: wie oft mögen fie mich, ohne daß ich es wußte, bei Gesprächen in der S- Bahn oder bei Vorträgen und Predigten„ überfchat tet" haben?
Später wird man mir im Verhör vorhalten, daß ich diefe Beiden fo ruhig empfangen habe, als fei ich längft darauf ge faßt gewefen; und das wird richtig fein. Ich bin innerlich eigent lich längft gerüftet, und wie ein felbſtverſtändliches Staunen fagt eine dunkle Stimme in mir: Jetzt alfo ift es fo weit. Die Hausfuchung ift eine merkwürdige Mifchung von Pe netranz und Oberflächlichkeit; find diefe unvergleichlichen Geftapobeamten nur darauf bedacht, den Anbruch ihres dienftfreien Samstagnachmittages nicht unnötig hinauszu zögern, oder wollen fie nur einen allgemeinen Eindruck von dem Grad meiner Staatsgefährlichkeit gewinnen, indem fie hier einen Stoẞ Briefe und dort einige Bücher, im Keller einige Papiervorräte und überhaupt keine anftändige und zufammenhängende Akte befichtigen? Oder ift diefe reich lich dilettantische Hausfuchung nur ein Vorwand?
Offenfichtlich das Letzte; denn nach etwa einer halben Stunde wird mir eröffnet, daß ich verhaftet fei. Ich verlange einen fchriftlichen Haftbefehl; für die Geftapo beſtehen da keine Schwierigkeiten: er wird vor meinen Augen ausgestellt. Mein Hinweis darauf, daß ich am anderen Tag, dem Sonntag, Gots tesdienft halten müffe, und daß mein Fehlen Auffehen er regen würde, verfchlägt natürlich nicht; fie fagen: Diefes Auffehen werden wir zu verhindern wiffen, und ich fage: Das wird Ihnen nicht gelingen. Am Telephon, das fich jetzt wieder lebhafter meldet, darf ich nicht fagen, daß ich ver haftet bin. So antworte ich auf die zahlreichen Fragen, ob ich morgen predigen werde, das fei nicht der Fall; und als
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