retteten ihn davor. Er gab seinem Kind ein langanhalten­des Schlafpulver ein und brachte ihn als Paket in das Lager ,, Skarzisko Kamene". Nachdem er, der Vater, als Lagerpolizist beschäftigt wurde, hatte er Gelegenheit, Stefan auch unter den schwierigsten Umständen am Leben zu erhalten. Infolge des schnellen Vormarsches der ,, Roten Armee " wurde im Juli 1944 auch dieses Lager aufgelöst. Alle Kranken und Kinder, insgesamt 300, wurden er­schossen. Die Frauen verfrachtete man zur Arbeit nach Leipzig , die Männer nach Buchenwald . Am 4. 8. 1944 passierte Stefan, als lebendes Paket wieder, das Eingangs­tor von Buchenwald . Seitdem wird er von seinen Mit­häftlingen betreut und alles darangesetzt, sein Leben zu erhalten.

Dies ist Stefans Lebenslauf bis heute, Ende 1944. Wird er das bald folgende, das Finale dieses grausigen Systems, lebend überstehen? Ich wünsche es ihm.

,, Ick werd verrückt!"

Am 9. April 1945, 2 Tage vor der Befreiung des Kon­zentrationslagers Buchenwald durch die 3. amerikanische Armee, wurden 16 gut gekleidete Frauen in einem ge­schlossenen Wagen nach dem Krematoriumshof gefahren. Einzeln wurden sie in den berüchtigten Keller herunter­geführt und ihnen im Angesicht der schon dort aufge­hängten Menschen mitgeteilt, daß sie zum Tode verurteilt seien. Alle 16 Frauen sind durch Erhängen hingerichtet worden. Alle, bis auf eine Ausnahme, wurden von der Überwältigung dermaßen überrascht, daß sie entweder schweigend oder hilfeschreiend in den Tod gingen.

Nur eine Berlinerin brachte die Energie auf, nach Herunterführen in den Keller, die Arme in die Hüften stützend, folgendes zu erklären:

,, Ick werd verrückt, jetzt wollen die Lumpen mich sogar noch aufhängen, wo ich doch gar nichts verbrochen habe!" Auch sie starb wie alle anderen.

151