schnitte, den und den will ich heute abend nicht mehr ins Lager einrücken sehen!" genügte, und er ging unverzüg­lich an die ,, Arbeit".

Eine ganz besondere Methode, Häftlinge fertigzuma­chen, benutzte Kapo Müller( bekannt als der Waldmüller) und sein Kommandoschreiber Jupp Höcker.

Viele Häftlinge entwickeln in der Gefangenschaft ein starkes Geltungsbedürfnis. Die einen streben nach Macht, um den Mittelpunkt eines größeren Kreises zu bilden, andere ziehen sich besonders gut und auffällig an. Das letztere war allerdings erst möglich, seitdem Privatwäsche und-kleider getragen werden durften. Wenn es dabei geblieben wäre, könnte man diese Wünsche mit einem Lä­cheln abtun. Dies war aber leider nicht der Fall. Hatten sie erst einmal eine Position inne, dann setzen sie alles daran, um sie zu halten. In den Mitteln waren sie niemals wählerisch; natürlich immer auf Kosten der Mithäftlinge, die ihnen unterstanden.

Müller und Höker wollten die Macht von Tyrannen verkörpern, zeigten aber auch gleichzeitig eine Sucht, nur noch seidene Hemden und die beste Wäsche zu tragen. Wie kam man aber damals zu seidenen Hemden?

Unter den Häftlingen befanden sich auch ehemals gut gestellte Bürger. Hatten nun die beiden durch ihre Mittels­männer Häftlinge festgestellt, die noch wünschenswerte Dinge besaßen, redete man diesen so lange zu, bis sie bei der Verwaltung einen Antrag auf Aushändigung ihrer Sachen stellten. Jetzt tauchten Müller und Höker mit ihren Forderungen auf. Wurden sie nicht bedingungslos erfüllt, zögerte etwa der Eigentümer, das Geforderte ,, freiwillig zu schenken", war sein Todesurteil gesprochen.

Einige Zeit später wurde das Opfer zur Bude des Kapo gerufen. Dort eröffneten sie ihm, daß sie, Müller und Höker zusammen ,,, Kümmelblättchen" spielen wollten. Der Gerufene ahnte nichts von der Bedeutung dieses ,, Spiels". Unter ,, Kümmelblättchen" versteht man in verschiedenen Gegenden ein Glückskartenspiel. In diesem Falle war den

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