Kümmelblättchen
Der Steinbruch war von jeher das Kommando, in das die Häftlinge strafweise eingeteilt wurden. Verleumdungen, geringfügige Vergehen oder schlechte Akten waren Grund genug, um in den Steinbruch zu kommen. Hinein kam man sehr schnell, umso schwerer heraus! Das Arbeitstempo war so, daß die Sterbeziffer immer beträchtlich hoch war. Als Kapos und Vorarbeiter suchte sich die Lagerführung Häftlinge heraus, die charakterlos genug waren, sich als Büttel benutzen zu lassen und rücksichtslos auf ihre Mithäftlinge mit Knüppeln einschlugen. Die Mißhandlung der Häftlinge steigerte sich in den meisten Fällen bis zum Totschlag, zum Mord.
Eine beliebte Methode, einen Häftling fertig zu machen, war das Steinetragen im Laufschritt. Dem betreffenden Häftling hob man zu zweit einen Stein auf die Schultern, den ein normaler Mensch allein nicht heben konnte. Dann wurde er gezwungen, in schnellem Schritt bergauf bis zur Rampe zu laufen. War er kräftig, schaffte er das vielleicht einmal. Nach Abwerfen des Steines ging es wieder im Laufschritt in den Steinbruch hinunter. Schwächliche und entkräftete Häftlinge versagten schon bei der ersten Tour. Das war das Signal für die Henkersknechte; Kapo und Vorarbeiter schlugen ihn so lange, meistens auf die Waden, bis er den Stein wieder weitertrug oder zusammenbrach. Nun wurde er mit den Füßen bearbeitet, ins Gesicht, in die Weichteile des Körpers, in die Nierengegend getreten. Nach dieser Behandlung starb der Häftling mitunter schon nach Minuten, oft auch erst nach Stunden.
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