Der 3. Oktober 1944

Fliegeralarm! Nach dem Bombenangriff am 24. August 1944 auf Buchenwald strömen alle Häftlinge nach Er- tönen der Sirene ins Lager. Hier fühlen sie sich sicher. Die Alliierten greifen das Lager nicht an, das hat der Angriff vom 24. 8. bewiesen.

So strömen auch am 3. Oktober um die Mittagszeit wieder Tausende von Menschen ins Lager.

Uns entgegen bewegte sich langsam ein langer Zug ausgemergelter Gestalten. Annähernd 1300! Ungarische Juden. Ich erfuhr, daß sich darunter auch viele befanden, die in der ungarischen Armee gegen die Sowjets ge- kämpft hatten. Sie mußten doch schon an der Front zur Genüge gesehen haben, welcher Grausamkeiten der Fax schismus fähig war. Die richtige Lehre hatten sie daraus

‚nicht gezogen, denn sonst stünden sie jetzt nicht in die-

sem Zug der Todgeweihten. Seit ihrer Verhaftung führten sie die ihnen zugewiesenen Arbeiten unter Aufwand all ihrer Kräfte durch. Schlechtes Essen, dazu das Hetz- tempo, verwandelten sie in Gerippe. Für sie gab es keinen Fliegeralarm. Mit eingezogenen Köpfen, gekrümmten Rücken, ein Schwarzbrot unter den Arm gepreßt, ihre Marschportion, frierend an diesem naßkalten Tag, standen sie bereit zum Abtransport nach Auschwitz ! Auschwitz?! Das Lager mit den großen Gaskammern! Auschwitz bietet dem Lager Buchenwald auf dem Gebiete der Massenliquidierungen von Menschen zu jeder Zeit noch Konkurrenz. Dort müssen sich die Zugänge trans- portweise zu Hunderten entkleiden, bekommen ein Hand-

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