Hunger

In den Septemberwochen des Jahres 1939, den ersten Wochen des Krieges gegen Polen, wurden die ersten Transporte von polnischen Kriegs- und Zivilgefangenen nach Buchenwald gebracht. Für ihre Unterbringung hatte man östlich des Appellplatzes ein mit doppelten Stachel­drahtzäunen umgebenes ,, kleines Lager" errichtet. Dies bestand aus einem Zelt und mehreren Notbaracken, sowie einigen primitiven, kleinen Bretterbuden. Eine dieser Bretterbuden hatte noch einen Anbau aus starkem, fein­maschigem Drahtgeflecht. In diesem Drahtgeflecht be­fand sich die Eingangstür. Ohne Zuhilfenahme von Werk­zeugen war aus diesem Gehege kein Entkommen. Die Bretterbude mit Drahtgehege hatte eine Grundfläche von ungefähr 10-15 qm.

In diesem Käfig waren durchschnittlich ständig 25-30 Menschen hineingepfercht. Man nannte sie ,, Hecken­schützen". Sie wurden von der SS beschuldigt, aus dem Hinterhalt geschossen zu haben oder der polnischen Auf­standsorganisation anzugehören. Zu essen erhielten sie fast nichts. Wenn sie ein wenig bekamen, so geschah dies ganz nach der Laune des jeweiligen SS- Verantwortlichen. Sie wurden somit dem nackten Hungertode ausgeliefert. Waren unter ihnen welche zu zäh und starben nicht schnell genug, erhielten sie vom SS - Hauptscharführer Blank eine Spritze. Den nächsten Morgen konnten ihre toten Körper dann bestimmt aus dem Käfig herausgezogen wer­den. Wenn tagsüber die Sonne einige wärmende Strahlen auf den Käfig warf, kam ein Teil der zu Skeletten ab­

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