und reicher, als das Vergangene war. Wir lassen uns gar zu gern durch die Nüchternheit der Gegenwart ver­leiten, die verflossene Zeit zu verschönern."

,, Nur keine Sorge, Josef! So schön, wie meine Jahre hier an der Elbe es waren, kann ich sie nicht schildern, dazu reicht meine Phantasie nicht aus. Aber warte nur, gleich wirst du dich selbst überzeugen können."

Vogelgezwitscher, Sonnenglanz, Heimatfreude! Jetzt machte die Fahrbahn eine Biegung.

Vor ihnen wurde ein großes, zwischen uralten Bäu­men versteckt liegendes Schloß sichtbar. Ein weiter Park, von einer hohen Hecke eingefaßt, umschloß das im Hintergrund liegende Gebäude.

Zwischen ihm und der Hecke dehnten sich weite Ra­senflächen aus, in deren Mitte Blumenbeete lagen.

Vagas war aufgesprungen. Seine Wangen brannten. Aufgeregt deutete er mit der ausgestreckten Hand auf das ruhig in der Sonne daliegende Gebäude.

,, Seht, dort liegt mein Haus! Der Park erstreckt sich ganz bis hinunter an die Elbe, wo ein Promenadenweg den Strand von der Mauer meines Besitztums trennt." Ja, dort lag das Herrenhaus mit großen, spiegelnden Fensterscheiben und einer breiten hohen Steintreppe, an seinen Mauern rankte sich wilder Wein empor.

Von einem Empfang war jedoch nichts zu spüren. Nichts rührte sich in der Umgebung des Parkes. Alles blieb still. Fest und undurchdringlich verschlossen lag das Haus. Manez fand es begreiflich, daß Vagas von dieser Ruhe nervös wurde, da er Meinau und seinen Hund wartend vorzufinden hoffte. Manez fuhr daher mit kräftigen Hupzeichen durch das weitgeöffnete Git­tertor über den Kiesweg des Parkes. Dann zog er die Bremsen an und hielt vor dem Eingang.

Als der Wagen stand, sprangen die Reisenden erregt heraus und sie wunderten sich sehr, immer noch die gleiche Stille vorzufinden.

Vagas' Blicke eilten umher und suchten den ganzen Umkreis des Hauses ab, aber weder das freundliche

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