dern, plötzlich schrie sie leise auf und wies mit der Hand nach einer entfernten Stelle der Bastei .

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, Sieh doch, Peter, ist das nicht dort deine Schwester?" Sein Blick folgte der Richtung ihrer Hand. Er traute seinen Augen nicht. Wahrhaftig! Dort saß Kitty an ihrer alten Stelle, unter dem Hagebuttenbusch: die Liebe, die Gute! Und er, Sünder, fühlte, wie er über und über rot wurde.

,, Entschuldige mich einen Augenblick, Tamara. Ich eile. auf einen Sprung zu ihr hinüber."

Und schon war er fort.

Er stand vor Kitty.

,, Guten Tag, Kitty, wie schön, daß ich dich hier finde! Ich bin mit einer Bekannten hier oben. Gerade wollte ich dich in den nächsten Tagen aufsuchen."

Kitty erschrak heftig und fuhr aus ihrem Nachdenken

empor.

Blutrot wurde sie und danach erschreckend bleich. Sie hatte sich erhoben.

Wortlos, ohne seinen Gruß zu beachten, noch seine ausgestreckte Hand zu sehen, noch einen Blick in sein freundliches Gesicht zu tun, ging sie hocherhobenen Hauptes an ihm vorüber.

Peters Blut erstarrte. Fassungslos blickte er zu ihr hinüber. Solche Abwehr hatte er nicht erwartet. Gewiß, sie zürnte ihm, weil er nach ihrer letzten Aussprache nicht mehr zu ihr kam. Überhaupt die einfachste Höf~ lichkeit ihr gegenüber außer acht gelassen hatte.

Oder sollte Kitty bereits von seinen Beziehungen zu Tamara Weinstein wissen? Sie lebte doch so zurückge­zogen? Es war ziemlich unwahrscheinlich. Er trat un­willkürlich einen Schritt zur Seite und ließ Kitty an sich vorbeigehen, indes sein Auge forschend nach Tamara blickte.

Diese war der davoneilenden Gestalt in den Weg ge­treten.

,, Grüß Gott, mein liebes Fräulein, seien Sie Ihrem Bruder nicht böse, Künstler nehmen für sich das Privileg

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