Die Mutter beugte sich herab und küßte Sonja.

Mutti, du hast ja geweint! Der Kuß war salzig.

Aber nein, mein Herzblatt.

Bin ich sehr krank, Mutti? N

Bewahrel Aber vorsichtig müssen wir doch beide sein, Kind?

Mutti, mich friert sol Nimm mich wieder in deine Arme!

Frau Lupiskaja hob die leichte Gestalt erneut auf ihren Schoß. Sie wickelte die Decken fest um den schmächtigen Körper. Es war ein kleines, armseliges Bündel. i

Wie fein, Muttil Jetzt will ich schlafen!

Das blonde Köpfchen schmiegte sich an die Brust der Mutter. Diese drückte das Kind an sich, als wolle sie ihr eigenes Leben hinüberströmen lassen zu seiner Ge- sundung. Um keinen Preis wollte sie nachgeben im Kampfe gegen den Tod.

Doch es wurde ein langer Schlaf, aus dem es kein Erwachen mehr gab. Immer blasser wurde das Gesicht, der Atem ging leiser und schwächer.

Frau Lupiskaja stierte mit Entsetzen auf das fahle Antlitz ihres Kindes. Der Atem? Was war mit ihm? War er schon fort?

Sie wollte rufen. Aber es war nur ein Stöh- nen.{

Ihre Hände befühlten die Stirn und die Brust. Was war das? Sie wurden ja kalt?

Mein Gott hilf mir.

Da ein Ruck, ein kurzes Strecken. Zur Seite fiel das Engelsköpfchen und es war geschehen. Was eben noch liebliches, Hoffnung

erweckendes, junges Leben war, angefüllt bis zum Rand mit Talent, Schönheit und Jugend, war nicht mehr vor- handen.

Endlich löste sich die unmenschliche Qual der Mutter. Die aufgebrochene Verzweiflung schrie den geliebten Namen heraus.