werden Sie bestochen? Uns hier Lehren zu geben. Sie haben wohl heimliche Freunde", setzte sie hämisch hinzu.

,, Wenn Sie auf Barmherzigkeit hoffen, müssen Sie vorher Barmherzigkeit üben", sagte Kitty tapfer.

,, Einen Dreck werde ich tun, Sie bleichsüchtige Bet­schwester."

,, Ich möchte nicht meine Errettung aus der Gefangen­schaft mit dem Untergang Deutschlands bezahlen. Lie­ber zöge ich den Tod vor."

Kittys Empörung wuchs immer mehr. Sie zitterte am ganzen Körper.

Grell lachte die Burger auf.

,, Na, da sind Sie wohl eine verkappte Nationalsozia­listin. Man trägt doch nicht seine eigene Haut zu Markte!"

Da ereignete sich etwas Merkwürdiges. Eine der ge­wöhnlichsten und streitsüchtigsten Frauen rief jetzt laut ihre Meinung durch das Zimmer.

,, Die Bergner hat Recht! Auch ich möchte nicht, daß Deutschland zerstört würde. Nicht um die Welt. Meine Heimat will ich wiedersehen, daß ihr's nur wiẞt."

Einen Augenblick herrschte Stille, danach brach der Sturm los. Die beiden Aufwieglerinnen brachen in ein gellendes Gelächter aus.

,, Sieh' mal einer an. Was Sie nicht sagen, Kaufmann. Sie stehen also dem Milchgesicht bei? Dann seid ihr beide wohl verkappte Nationalsozialisten. Mir macht ihr nichts weis."

Und die andere rief: ,, Für diese Entarteten haben die noch etwas übrig, das ist mehr als verdächtig."

Kitty war in der Zwischenzeit die Leiter herunterge­klettert und stand vor Frau Kaufmann.

,, O, liebe Frau Kaufmann, wie danke ich Ihnen für Ihre Worte."

,, Ja, Sie haben mir aus der Seele gesprochen. Nur Sie allein haben das Herz auf dem rechten Fleck."

,, Wir wollen nicht Haß und Rachsucht nähren, sondern

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