die Wurzel zurück. Und das ist die Hauptsache. Wir haben es außerordentlich schwer, uns seelisch intakt zu halten, das will ich nicht bestreiten. Aber viel vermag der starke Wille. Du bist besorgt, weil du dir das Schicksal Lenchen Böhmes vor Augen geführt hattest. Hab' ich nicht recht?"

,, Ja, du hast es wirklich getroffen."

,, Gott sei Dank, dann kann ich dich beruhigen. Du kannst nämlich keinen Vergleich ziehen zwischen ihrer seelischen Erkrankung und deiner heutigen Erschütte­rung. Die arme Frau war ungleich stärker belastet durch mancherlei Tragik ihres Schicksals als du."

-

,, Versprich mir, Peter, bei den geringsten Anzei­chen einer seelischen Veränderung bei mir, mit mir zum Arzt zu gehen."

,, Aber, Dummchen, es ist doch nichts zu befürchten. Doch die Versicherung will ich dir gerne geben."

An ihrem Hause angelangt, legte Kitty beide Arme um den Nacken Peters und küßte ihn auf den Mund, dann sagte sie leise: ,, Hab' Dank, Peter!"

Die Ereignisse wechselten miteinander ab.

Am nächsten Tage sollte eine Besichtigung des La­gers stattfinden.

Der Zimmerälteste Wiener hatte davon rechtzeitig erfahren. Er kam in die Stuben und ermahnte daher alle Insassinnen der Zimmer, ihre Plätze auf das sorg­fältigste zu säubern und die Kleidungsstücke an der Wand mit Tüchern zu verhängen, so daß nichts dem Auge unangenehm auffiele.

Solche Kontrolle geschah nicht der Sauberkeit halber, wie manche vielleicht annahmen, sondern nur, um nach immer noch versteckt gehaltenem Gelde, Schmuck­oder Schriftstücken zu suchen.

Wurde von den Kontrolleuren wirklich dergleichen ge­funden, so drohte der Eigentümerin sofortige Verhaf­tung und Verschickung auf die kleine Festung.

Nutzlosem Tadel wollte sich niemand aussetzen, da­her geschah fast Unmögliches. Der stinkige, wüste

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