,, Ja", sagte der junge Arzt mit den Augen eines Sehers. ,, Ich will mein ganzes Leben dafür einsetzen, den leidenden Gefangenen hier zu helfen."
Hans war aufgesprungen und wandte sich an Peter. ,, Siehst du, Peter, wieder einer, dem die Schlacken von der Seele gewaschen sind. Schau ihn dir an, da ist Gold, lauteres Gold!"
,, Ich sehe in Ihnen das Zukunftsideal des kommenden Arztes. Wie alt sind Sie eigentlich, Doktor? 24 Jahre etwa, wie?"
Der blutjunge, frische Arzt lachte schallend auf.
,, Vorbeigegriffen, Verehrtester, wenn der Sommer bald voll erblüht ist, hab ich ihn dreißigmal durchlebt." Er war aufgestanden und wandte sich zu den Freunden.
,, Doch, meine Herren, die Zeit drängt. Ich möchte heute abend noch einen Vortrag hören. Hätten sie wohl Lust, den neuen Mann kennenzulernen, der jetzt überall in den Kreisen der Intellektuellen von sich reden macht?"
,, Wer ist es denn?", fragte Peter gespannt.
,, Ein Joseph Manez, freier Schriftsteller und Dichter. Man weiß nur so viel über ihn, daß er ein Tscheche ist und an irgendeiner Zeitung als Redakteur tätig war."
,, Selbstverständlich", rief Anthony enthusiasmiert, ,, gehen wir mit Ihnen. Was meinst du, Peter?"
Peter nickte.
,, Ja, gewiß! Aber sagen sie, Doktor, wie kommt es, daß ich seinen Namen in dem Verzeichnis der Mitglieder nicht gelesen habe. Auch bei Herrn Professor Ulitzsch, dem Leiter der Freizeitgestaltung, habe ich ihn nie angetroffen."
,, Er ist noch nicht lange hier. Ich kenne ihn deshalb auch nicht näher", erwiderte Dr. Werner. ,, Aber die Suggestivkraft seiner Persönlichkeit soll sehr groß sein, denn nach den ersten Besuchen seiner Vorträge und dem Bekanntwerden seiner fabelhaften, von hohem
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