offen wie du die Fehler einzusehen. Wir müssen es, um den richtigen Weg zu finden."

,, Diesen Weg hat in geistiger Klarheit schon ein an­derer gezeigt: Herzl. Hätten wir die Worte über die kommende Gefahr und die daraus entspringende Kata­strophe mit der anschließenden Verfolgung und Verskla­vung, die uns Herzl prophezeite, mit wachen Sinnen ge­hört, dann gäbe es für uns alle kein Theresienstadt." ,, Die Nationalsozialisten haben Gott ausgeschaltet und damit die Ehrfurcht und das mahnende Gewissen. Die­sem Ungeiste haben wir unser furchtbares Schicksal zu verdanken. Und wie denkst du dir unsere Errettung, Hans?"

,, Peter, wie du mich jetzt hier vor dir stehen siehst in der Dämmerung einer neuen Zeit, kündigte ich dir den Un­tergang dieses blutigen Machthabers an. Vielleicht wer­den wir es nicht erleben. Aber nie wird Hitler sein Ziel erreichen, die Gewalttaten und Greuel seiner Epoche, die Hemmungslosigkeit seines Machtrausches werden ihn selber richten und ihn in den Abgrund zerren."

Hans holte sein Taschentuch hervor und wischte sich die Stirn, so erregt war er. Er warf seine sprühenden Blicke auf Peters bleiches Gesicht.

,, Und diese Prophezeiung ist der Schluß meiner Ge­danken."

,, Lieber Hans, es ist wohl nötig, daß wir Opfer brin­gen, denn nur die Lehren finden die Stützen der Wahr­heit, die durch Opfer erkämpft worden sind. Ebenso ist unser Ewigkeitsideal Jesus Christus für die gesamte Menschheit unsterblich, da auch der Heiland sich wider­spruchslos opfern ließ."

,, la, wenn die Zeit reif ist, wird man von uns auch Opfer fordern." Hans sagte es schlicht wie eine abge­machte Sache.

In dem kleinen Raum gingen die Freunde ganz von ihren Gedanken erfüllt langsam hin und her. Sie waren von dieser lebenswichtigen Frage des Weiterbestehens des Judentums tief erschüttert.

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