sein für den merkwürdigen Umstand, daß die Jünger in Emmaus den Auferstandenen zunächst nicht erkannten, bis wieder das spirituale Erken­nen die ganze Erscheinung offenbarte.

In einem ganz gemeinen und bösen Menschen fallen Laster, die einander auf den ersten Blick entgegengesetzt sind und einander fast auszu­schließen scheinen, doch wieder zusammen oder haben doch die Tendenz dazu, zum Beispiel Heu­chelei und Schamlosigkeit. Es ist nicht bloß so, daß ein Mensch einmal eindeutig ein Heuchler, ein andermal eindeutig schamlos ist nein, zu­weilen ist eine und dieselbe Handlung, die er tut, zugleich heuchlerisch und schamlos.

4. Oktober

-

Ganz ohne Gott leben wir doch nicht. Zwar wenn wir Erfolg haben und erobern und vor allem vernichten in» einmaligen Ausmaßen«, dann machen das ausschließlich wir, unsere Kraft, unser Geist, unser unvergleichliches Genie, unsere Pla­nung, die alles einkalkuliert, unsere äußere und innere Front; denn die Weltherrschaft eines Vol­kes ist nicht Gottes Werk oder Zulassung, son­dern» das haben die Menschen gemacht und ma­chen die Menschen«. Also: wenn es gelingt, wenn der Erfolg da ist, dann ist es allein unser Ver­dienst. Aber wenn nur zum Beispiel das Wetter schlecht wird, wenn es kalt wird und über Er­warten schnell- dann ist es doch die Vorsehung, die uns stiefmütterlich behandelt.

Wie strömte mein Herz plötzlich über vor Dank­barkeit, als heute, am 4. Oktober 1942, in der Kirche der Erlaß des Kardinals verlesen wurde

252