Schlucht hochziehen konnten, geriet der Zug wieder- um ins Stocken. Als wir endlich die Höhe erreicht hatten, vernahmen wir die Detonation der Brücken- sprengung und danach das Rasseln von Maschinen- gewehren. Zunächst glaubten wir, die‘ Jabos hätten ein paar Bomben fallen lassen und würden durch MG.s abgewehrt. Später lief dann von hinten die Nachricht durch die Marschblocks, daß die SS voll- kommen die Nerven verloren und die Brücke voreilig in die Luft gejagt hatte. Ungefähr dreitausend Rus- sen blieben am anderen Ufer zurück. Sie wurden ein- fach mit Maschinengewehren und-pistolen zusam- mengeschossen. Von da an glaubte ich nicht mehr an das Lager Kö- nigsdorf und an irgendeine menschliche Regung in den Herzen der SS-Bestien. Wir wurden in den Tod geführt und es kam nur noch darauf an, welche Stelle man für geeignet hielt, uns den Garaus zu machen. An diesem Abend, an dem ein eiskalter Wind über das Hochland pfiff und nassen Schnee über uns dahin- jagte, wurden wir durch dichtes Gebüsch in eine fin- stere Schlucht hinabgetrieben. Propach hielt sich bei mir. Wir waren in jedem Augenblick gefaßt darauf, daß man jetzt mit Handgranaten ein fürchterliches Blutbad unter uns anrichten würde, und hielten uns bereit, durch einen Sprung in das nächt- liche schwarze Dickicht dem Massaker zu entrinnen. Wahrscheinlich aber hatte die Führung die für einen Massenmord so außerordentlich günstige Situation nicht erkannt und es unterlassen, einen entsprechen- den Befehl zu erteilen. Immerhin wurde genügend 201


