Dauer, denn als ich einmal für einige Minuten meinen Posten verließ, um mir von Propach eine Zigarette zu holen, hatten sie die Erschöpften einfach ihrem Schicksal überlassen. Ich fand sie nicht mehr. Irgend- wo am Straßenrande lagen sie mit einer kleinen Wunde am Hinterkopf, aus der langsam das Blut sickerte... Endlos dehnte sich die Straße, die an der Ostseite des Starnberger Sees nach dem Süden führte. Schließ- lich bogen wir nach Südosten ab. Längst war wieder eine kühle feuchte Nacht hereingebrochen, die zweite seit wir das Lager verließen. Wir waren stumm ge- worden. Selten nur noch flackerte wie ein müder Nachtvogel eine kurze Unterhaltung in den Reihen auf. So trotteten wir dahin, stumpf in unser Schick- sal ergeben, zu schwach und zu machtlos, es zu än- dern. Dann und wann fielen Schüsse, die vielleicht in der Dunkelheit nicht alle ihr Ziel erreichten. Man konnte genau zwischen den Gewehrschüssen unter- scheiden, die man den Flüchtenden nachschickte und den Pistolenschüssen, mit denen man das armselige Dasein der Erschöpften beendete. Im Morgengrauen passierten wir Wolfratshausen. Trotz aller Antreiberei war aus dem Marsch ein Da- hinschleichen geworden, die Mehrzahl befand sich am Ende ihrer Kräfte. Es regnete wieder, zwischendurch fiel nasser Schnee, der sich an die Holzsohlen unserer Schuhe klebte und das Gehen noch mehr erschwerte., Der Augenblick der Katastrophe rückte näher. Das mochte man auch bei der Führung erkennen, denn wenige Kilometer hinter Wolfratshausen wurde ganz 13* 195