pflegt hätte, wären wir nicht umgekommen, wenig- stens nicht in den paar Tagen, die bis zur Ankunft der Amerikaner noch verstreichen konnten. Später hat sich dann herausgestellt, daß ich ganz folgerichtig gedacht hatte, denn es bestand die Absicht, uns in die bayerischen Berge zu führen und dort zu erle- digen. Und nur der schnelle Vorstoß der alliierten Streitkräfte hat die Ausführung des Planes verhin- dert und wenigstens noch einem Teil von uns das Leben gerettet. Pünktlich zur befohlenen Stunde standen wir marschbereit. Über uns wölbte sich ein fleckenlos blauer Himmel, der es den amerikanischen Aufklä- rern erlaubte, den ganzen Auszug mühelos zur Notiz zu nehmen. Tatsächlich ist dann unser Marsch täglich von Tieffliegern kontrolliert worden. Gegen sieben Uhr verließ der erste Marschtrupp das Lager, nach- dem er die„Siebentage“-Verpflegung empfangen hatte: eine Scheibe Brot, ein Stückchen Margarine und einen kleinen Würfel Käse. Die Mehrzahl be- saß nichts mehr davon, als sie durch das Tor mar- schierten. Die Schatten des Abends senkten sich, als wir zum letzten Male durch das Werk wanderten und das Dorf Allach passierten. Es war schon dunkel, als wir Pasing erreichten. Eintönig klapperten unsere Holz- schuhe über das Pflaster, die Gespräche waren ver- stummt. Müde schlichen wir dahin, einem ungewis- sen Schicksal entgegen. Man hatte an die meisten Reichsdeutschen weiße Armbinden mit der Aufschrift „Lagerpolizei‘‘ ausgegeben und uns eingeschärft, daß 187


