können, doch der Repräsentationsfimmel der SS führte zu solchen Verschwendungen. Als nun das erste Straßenstück soweit gediehen war, daß man den Lagerkomplex wenigstens zu Fuß erreichen konnte— die eigentliche Fahrstraße führte in einem weiten Bogen um den Bergsattel herum und wurde erst später vollendet—, begann der Lager- aufbau. Er gehört zu den traurigsten Kapiteln meines Konzentrationslagerlebens und ich will mich dabei so kurz als möglich fassen, um dieses Buch nicht ausschließlich mit den Leiden zu füllen, die wir auf uns nehmen mußten. Alles Baumaterial wurde bis auf den Struthof, so hieß unser provisorisches Lager, gefahren. Von dort mußte es sechshundert Meter weit steil bergan von uns getragen werden. Das war eine Arbeit, die schon unter normalen Verhältnissen, sagen wir für Zivil- arbeiter, seine Schwierigkeiten hatte. Man bekam einen Zentnersack Zement oder ein noch schwereres Ton- rohr auf die Schulter gelegt und los ging die Jagd. Es war unmöglich, unterwegs auch nur für Sekun- den zu verschnaufen, sofort begannen die Posten mit Knüppeln und Gewehrkolben unter uns zu wüten. Mit klopfendem, schmerzendem Herzen kam man ohne Atem auf dem Berge an, warf seine Last ab und mußte sofort den Rückmarsch antreten, um eine neue Last zu empfangen. So ging es tagaus, tagein von morgens fünf Uhr bis zum Einbruch der Dun- kelheit, mit Ausnahme der halbstündigen Mittags- pause, in der man das schlechte und knappe Essen hinunterschlang. 69


