Morgen früh geht es an die Arbeit. Wer sein Bett nicht ordnungsmäßig baut, lernt es in der Mittags- pause. Das Essen fällt flach. Ich will nun gleich hier erwähnen, daß in Zukunft mancher von uns, dem sein Bett einigermaßen ge- lungen war, es nachts lieber nicht mehr benutzte, sondern sich trotz der Kälte in seine Decke rollte und mit den harten Dielen unter dem Bett vorlieb nahm. So sicherte er sich wenigstens sein Mittag- essen. Um ein Vergnügen kamen wir allerdings nie- mals herum— das war der Sonntagsbettenbau. Da konnten nun alle Betten einwandfrei sein, Sonntags kamen die SS-Blockführer und warfen Betten und Bettgestelle durcheinander, so daß der Schlafraum aussah, als wenn eine Bombe eingeschlagen hätte. Trotzdem waren wir noch zufrieden, wenn es dabei blieb, daß wir nur wieder Ordnung schaffen mußten und nicht stundenlang durch die Fenster hinaus- und wieder hereingejagt wurden. Am nächsten Morgen sollten wir eigentlich ar- beiten. Doch aus irgendeinem«Grunde unterblieb es und wir wurden den sogenannten Stehkommandos zugeteilt. Das waren Kolonnen, die nach dem Mor- genappell nicht zur Arbeit ausrückten, und nun auf der Lagerstraße im Stillgestanden bis zur Mittags- pause und danach wieder bis zum Abendappell ver- blieben. Die Blockältesten duldeten von sich aus tagsüber das Betreten der Baracken nicht; sie konn- ten es auch nicht, denn die Unterkunftsräume mußten stets peinlich sauber bleiben, wollte das Blockpersonal nicht bei den Blockführern übel auf- 47


