“ 2 dem© den ersten Einblick in unser zukünftiges Leben. Uns arbeitet© schauderte. “agsam Als ich an der Reihe war, meine langen blonden Haare zu opfern, fragte ich, wieviel Jahre man durch- schnittlich in Lager bleibe. „Ja—“ meinte er,„wir sind fast alle seit vierund- dreißig hier. Sechs Jahre, fünf Jahre— je nachdem.“ „Ich dachte, oder vielmehr: man erzählte doch draußen, daß man meist nur sechs Monate oder höch- stens ein Jahr im Lager bleibe. Wenn man umge- schult und endlich Nationalsozialist geworden ist, wird man entlassen?“| u„Es ist alles Lüge“, sagte er und warf die Haar- As strähnen auf den Boden. ‚Die meisten sterben schon im ersten Jahre an Kummer, an Mißhandlungen, an der Arbeit, am Hunger oder sonstwie. Und vom Rest wird nur ganz, ganz selten jemand entlassen. Übrigens ist die Rederei von der Umschulung ein al- bernes Geschwätz. So etwas gibt es nicht.‘ Ich war erstaunt.„Wieso? Gibt es keine Vorträge, die den politisch Andersdenkenden allmählich dem Nationalsozialismus zuführen sollen?“ „Wo denkst du hin! Vorträge werden hier mit dem Gewehrkolben oder mit der Faust gehalten. Da gibt es Spezialisten, du wirst sie noch kennen lernen: den Eisernen Gustav, Knittler, Kaiser und wie sie alle nd heißen.— Weiter! Der Nächste! Geh gerade aus in er den Baderaum und halte die Ohren steif.“ scene W2- Ich erhob mich und ging ins Bad. Das Bild, das ienwir ich mir vom Konzentrationslager gemacht hatte, be- 41


