seine Freundschaft garantierte ein einigermaßen er- trägliches Leben. Von seiner Einstellung, von der Bildung seines Charakters, aber auch von seiner Klug- heit, seiner Geschicklichkeit hing das Wohl und Wehe von uns allen ab. Es gab Lagerälteste— ich erinnere an Christl K...., der diesen Posten einige Zeit in Natzweiler bekleidete und von dem später noch die Rede sein wird—, die nur ihr kleines Ich sahen und so zu bloßen Schergen im Dienste der SS herabsan- ken, Kreaturen im übelsten Sinne des Wörtes, denen das Leben von hundert Kameraden nichts galt, wenn sie sich damit nur ein warmes Mittagessen aus der Küche der SS erkaufen konnten. Und auf der an- deren‘Seite habe ich Männer auf diesem Posten ge- sehen von einer bewundernswürdigen Haltung, die zäh und eisern unter Einsatz ihres eigenen Lebens die wenigen Rechte ihrer Kameraden vor dem Komman- danten vertraten und durchsetzten. Karl Lorenz und Ferdinand Westerbarkley in Allach und andere rag- ten wie Felsen aus der Flut der Not heraus, Felsen, an die sich mancher Versinkende anklammerte.... Aber der Kreis der sogenannten Häftlingsselbst- verwaltung ist damit noch nicht ausgemessen. Es gab in jedem Lager noch eine Reihe von Dienst- stellen, die ausschließlich von Häftlingen versehen wurden und die nur zu einem Teil der Aufsicht der SS unterstanden. Zu den letzteren gehörte vor allem das Häftlingsrevier, das, von einem Revierkapo ge- leitet, wenigstens dem Namen nach vom Lagerarzt beaufsichtigt wurde. Ich habe allerdings in fünf La- gerjahren keinen SS-Arzt in den Krankenstuben ge- 28


