[=] Br. % am kommenden Morgen ins Konzentrationslager ab- transportiert würde. Zu Dritt war man in meiner Zelle erschienen. Wahrscheinlich befürchtete man, ich könnte einen Tobsuchtsanfall bekommen oder mir vielleicht das Leben nehmen. Jedenfalls hatte nie- mand meinen Gleichmut erwartet, und die drei Hel- den zogen sich kopfschüttelnd zurück. Möglicher- weise war ihnen die ganze Geschichte viel peinlicher als mir selber. Anderntags wurde ich gegen zehn Uhr in einem Lastauto zur Bahn gebracht und in einen Gefangenen- transportwagen, das heißt eine rollende Sammlung von Käfigen, mit Richtung Halle an der Saale ver- laden. Verpflegung erhielten wir nicht, aber das küm- merte mich wenig, denn die Fahrt war nicht ohne Reiz und ließ den knurrenden Magen leicht in Ver- gessenheit geraten. Der Wagen war übervoll mit Menschen und Menschenschicksalen beladen. Ein lebhaftes Fragen setzte ein. Wo gehst du hin wo- hin du? Der eine wanderte ins Zuchthaus, der andere wurde zu einem Termin gebracht, ein Dritter fuhr ins Ungewisse einen Leidensgefährten, der, wie ich, ins Konzentrationslager ging, fand ich vorerst noch nicht. Auf dem Bahnhof in Halle nahm uns eine starke Polizeieskorte in Empfang. Einige von uns, die be- sonders aufgerufen wurden und deren Transport- schein einen diesbezüglichen Vermerk zu tragen schien, wurden gefesselt, die Mehrzahl aber durch- schritt frei einen unterirdischen Tunnel, der auf einen Platz mündete, wo mehrere Polizeiwagen uns bereits 13