ken Mord nur abwärts reichte, nach oben zu, wo die edleren menschlichen Regungen verzeichnet sind, das Mitleid, die Hilfsbereitschaft, der Anstand und die Menschenwürde, blieb sie leer. Der Tag der Beerdigung meines Vaters kam heran. Die Glocken begannen zu läuten. Die Schlüssel klirr- ten und Riegel wurden zurückgeschoben. Kommen Sie! Ich atmete auf. Ein Beamter in Zivil nahm mich in Empfang und wir betraten die Straße. Bekannte und Unbekannte in schwarzem Anzug und Zylinder oder in der Uniform der Kriegervereine, denen mein Vater angehört hatte, gingen nach dem Friedhof. Wir aber schlugen eine andere Richtung ein. Wie? Gehen wir nicht zur Beerdigung? fragte ich. Mein Begleiter verneinte. Wir müssen zum Reichsgesundheitsamt. Sie sollen untersucht werden! Ich fiel aus allen Wolken. Die bodenlose Gemein- heit dieser Maßnahme, die doch eine absichtliche Be- leidigung meiner Gefühle darstellte, empörte und verletzte mich tief. Was fällt euch denn ein! Ich bin doch nicht krank! Weshalb soll ich denn untersucht werden? Führen Sie mich gefälligst nach dem Friedhofe! for- derte ich. Der Beamte, sonst ein ruhiger und friedsamer Mensch, wurde nun seinerseits ebenfalls böse. Sicher sah er die Unmöglichkeit der Situation ein und wußte sich nicht zu helfen. 11