glaubte ich das damals. Hätte ich gewußt, was ich in späteren Jahren mit wahrem Heißhunger hin- unterschlingen würde, ich wäre vielleicht zufriede- ner gewesen. So aber beantragte ich, mich selbst aus einem Restaurant verpflegen zu dürfen— meine Bitte wurde abgelehnt. Der Abend brachte dann wie- der einen Blechnapf Kaffee und ein Stück Brot, auf das ein wenig Margarine gekratzt worden war. Gleichwohl: Mich hungerte noch nicht, denn mein Körper besaß noch Kraftreserven. Aber ich litt furchtbar unter der Unmöglichkeit, mich geistig ab- zulenken. Zeitungen erhielt ich nicht, also bettelte ich mir täglich Klosettpapier und studierte diese arm- seligen Fetzen. Besondere Freude bereitete mir der Fund eines Bleistiftrestehens. Nun baute ich auf den freien Rän- dern des Klosettpapiers Kreuzworträtsel, und zwar nicht die schlechtesten. Ich hatte ja Zeit— So viel Zeit! Tag um Tag schlich dahin. Ab und zu machte ich einen Vorstoß, um den wahren Grund meiner Ver- haftung zu erfahren, aber ich rannte gegen stumme Masern. Die Polizeibeamten, denen meine Bewa- chung oblag, erklärten, sie wüßten von nichts, man würde es mir jedoch eines Tages schon mitteilen. Ich faßte mich in Geduld. Dann aber trat ein Ereignis ein, das mich doch ein wenig außer Fassung brachte. Man teilte mir, als handle es sich um irgendeine Belanglosigkeit, mit, mein Vater sei gestorben und die Beerdigung finde dann und dann statt. Ich war überrascht, denn ich hatte meinen Vater zwar etwas 9


