12 Beziehung er jegliches zu ſetzen, und worauf er zu achten habe, um nicht von ſeiner Sache abzuirren. Was nehme ich aber für das rechte Weſen aller Sätze der Rheto⸗ riker? Daß die Redner durch ſie den Ruhm der Beredſamkeit ſich erworben hätten? Neia! Was Männer, die ſich durch Beredſamkeit auszeichneten, von ſelber thaten, das haben einige bemerkt und darauf geachtet. So hat nicht die Beredſamkeit in der Kunſt, ſondern die Kunſt in der Bevedſamkeit ihren Urſprung. Darum verwerfe ich jedoch, wie oben geſagt, die Kunſt nicht. Sie iſt, wenn auch nicht ſo nothwendig um wohl zu reden, doch des Studiums der Freien und Edelen nicht unwürdig. In his enim fere rebus omnis istorum artificum doctrina versatur, quam ego si nihil dicam adiuvare, mentiar. habet enim quaedam quasi ad commonendum oratorem, quo quidque referat, et quo intuens, ab eo, quod- cunque sibi proposuerit, minus aberret. Verum ego hanc vim intelligo esse in praeceptis omnibus, non ut ea secuti oratores, eloquentiae laudem sint adepti, sed, quae sua sponte homines eloquentes facerent, ea quosdam ob- servasse atque id egisse(digessisse perper. coni. Gessn. Ern. it.ad artemque redegisse; conf. aliud agere): sic esse non eloquentiam ex ar- tificio, sed. artificium ex eloquentia natum: quod tamen, ut antea dixi, non eiicio; est enim: etiamsi minus necessarium ad bene dicendum, tamen ad cognoscendum non illiberale. Vgl. auch De Orat. B. II. C. 3. 20. Orator Cap. 3. zu Ende. 4. 14. 15. 32. 33. 34. 35. Hiezu nun folgende Erläuterungen. Die Proſa war allerdings früher, als die Proſaik, oder Rhetorik im weiteren Sinne, die Poeſie früher, als die Poetik; denn die Regel iſt das Allgemeine und wird urſprüglich nur durch die Beobachtung der ein⸗ zelnen Erſcheinungen gewonnen. Die Dichtungen und Reden als die Erſcheinungen können alſo, wie zuerſt, ſo auch immer wieder hervortreten: Poetik und Rhetorik können zum kunſtmäßigen Dichten und Reden nicht nnumgänglich nothwendig fein.