10 keiner Bedeutung. So haben der Satz des Widerſpruchs, der Satz vom zureichenden Grunde, die Eintheilung und Umkehrung der Schlüſſe es nur zu thun mit der Form des Gedankens, wie dieſelbe ſein kann und nicht ſein kann. Da nun dieſe logiſche Be⸗ trachtung Logik iſt eine eigene, ſelbſtſtändige Wiſſenſchaft von der ſtyliſtiſchen ganz verſchieden iſt: ſo muß auch die Eintheilung der Styllehre nach dieſer Ruckſicht eben ſo falſch ſein, als die Eintheilung nach dem grammatiſchen Momente. Die Anforderungen an den Styl laſſen ſich auf zwei zuruck bringen: Zweckmäßig⸗ keit und Schönheit des Ausdruckes. Der Zweck aller Rede iſt verſtanden zu werden. Drücke dich d. h. deine Gedanken und Empfindungen möglichſt deutlich und beſtimmt aus. Vertheile gehörig Licht und Schatten, ſo, daß du die Hauptſachen hervorhebeſt durch Ausführlichkeit oder durch prägnante Kürze; die Nebenſachen aber füge leicht und kurz an. Halte den Ton, der dem Stuͤcke angemeſſen iſt und in welchem du angefangen haſt, bis ans Ende. Achte das Gefuhl deines Zuhörers oder Leſers durch Ausdrucke, die mit dem Anſtande und den guten Sitten übereinſtimmen; entſtelle alſo ja nicht das Edele und Wichtige durch gemeinen Ausdruck. Wähle deine Worte, aber bleibe natürlich; liebe die Kunſt, verſchmähe die Künſtelei; horch in dir oder ſtimme wohl von Neuem das Ganze, bis die Theile ſich zum Wohllaute vereinigen. Dein Styl müſſe hierin eigenen Charakter haben. Wie und wo dich der Gegenſtand ergriffen hat, laß dein Gemuͤth an der Darſtellung freien Antheil nehmen. Dar Aus⸗ druck wird ſo von ſelber lebhaft werden. Lehre von den Figuren. Dieſen Anforderungen muß ſowohl die Poeſie als die Proſa genügen; in beiden giebt es einen niederen, höhern und mittleren Styl; endlich gehört auch der erhabene, komiſche, ſentimentale und naive Styl der Proſa wie der Poeſie an. Das iſt denn der Inhalt der allgemeinen Styllehre. Und dieſer Lehre von der inneren Darſtellung iſt die Lehre von der äußeren, von der Declamation und Action, cvordinirt; beide zuſammen bilden die allgemeine Formlehre. Der allgemeinen Formlehre muß eine allgemeine Lehre vom Stoffe gegenuͤberge⸗ ſtellt werden, und zwar eine allgemeine, d. h. eine ſolche, die beides, Proſa und