— 7— auch falſch. Oder iſt nicht allen Schülern auch der Zweck geſetzt, die lateiniſchen Claſſiker fertig zu verſtehen? Und kann dieſer zweite Zweck wohl erreicht werden, wenn die Sprachfertigkeit nicht beſonders geübt wird? Wird dem Schuler nicht offenbar bei ſeinem mühſamen Ringen mit der Form, die Materie immer gleich⸗ ſam unter den Händen entſchlüpfen?— Und iſt nicht insbeſondere dem Theologen der lateiniſchen(kath.) Kirche der Zweck geſetzt, ſich eine nicht unbedentende Gewandtheit in der lateiniſchen Sprache zu erwerben? Was wir aber in der Grundlage verderben, das rächt ſich für immer, das können wir nicht wieder gut machen.— Doch, wir wollen uns an dieſem Orte nicht weiter verbreiten, weil wir nach allen Seiten hin zu unſerem jetzigen Zwecke genug haben. Erinnern müſſen wir nur, einmal, daß unſere Vorfahren ſehr viel Latein d. h. einzelne Stellen und ganze Stücke gleich im Anfange des lateiniſchen Unterrichtes, wie man's nannte, zu memoriren gaben, daß früh genug und fleißig lateiniſch geſprochen und, wenn auch nach der Expoſition, ganze lateiniſche Stücke bloß laut und mit Nachdruck geleſen wurden; und dann noch erinnern, daß wir einen Unterricht füuͤr ſehr ausführbar, ja allein fur zweckgemaß halten, der ſich erſt eine feſte materiale Grundlage zu gewinnen ſuchte, der die latei⸗ niſchen Leſe⸗ und Sprech⸗ Ubungen der Grammatik vorangehn und auch ſpäter den eigentlichen Sprachunterricht von der Grammatik ſtreng geſondert ließe. Die Anwendung auf den deutſchen Sprachunterricht. Sobald man zugiebt, daß die Grammatik nur die Form der Sprache betrachtet, und daß im Sprachunterrichte der Übergang von den Formen zur Materie, von der Sprache in abſtracto zur Sprache in concreto zweckwidrig iſt: wird man auch folgenden Sätzen die Beiſtimmung nicht mehr verſagen können. Der Anfang des deutſchen Sprachunterrichtes wird mit Sprech⸗ Leſe⸗ und Schreibe⸗Ubungen gemacht. Der ſprechende Lehrer iſt der Gebildete, durch den ſich der Schüler bilden ſoll; der Schüler hört richtig ſprechen und verlernt das Falſche, was er etwa von Hauſe mitbrauchte. Beim Leſen der Stücke, die ſich für den Knaben auch dem Inhalte nach recht eignen, ſind des Verfaſſers Worte die beſte