Predigt: im Gottesdienst der evgl. Jugend Münchens in der Auferstehungs- kirche zu München am 24. Juni 1945
Auen wir uns heute in unserer Stadt und unserem Vaterlande um-
sehen, dann sehen wir da ringsum den Jammer zerstörter Städte, gesprengter Brücken, verwüsteter Felder, verödeter Straßenzüge, ‘heimatloser Menschen, endloser Totenfelder. Und es kann auch unsereins, der drüben in ‚Dachau jahraus jahrein so viel Elend täglich mit ansehen und erleben mußte, das Herz umkehren, wenn man dran denkt, wie anders 1942, als ich von meiner Heimat nach Dachau transportiert wurde, noch'Bielefeld und Köln , Frankfurt , München und Nürnberg aussahen und die Menschen darin— apokalyptische Veränderungen! Und doch bewegt uns im Herzen ein anderer Jammer noch viel tiefer und gründlicher: Zu sehen, wie ruiniert und verwüstet die Kirche Jesu Christi in unserem Volke ist. Ich meine jetzt nicht die äußere Organisation der Kirche. Die ist ja noch hier und da in Deutschland ganz in Ordnung. Aber ich meine die Gemeinde Jesu aus lebendigen Menschen in dieser Kirche, die der, Apostel nennt„Ein Tempel des Herrn“, „eine Behausung Gottes im Geist”. Wie verödet ist diese Behausung Gottes bei Jung und Alt in unserem Volke, bei Männern und Frauen! Verwüstungen des Satans in Millionen Familien, Heimat- losigkeit fast jedes Menschen, mit dem man auf der Straße zu sprechen kommt. Und dann unsere Jungen und Mädchen! Endlose Totenfelder. Die zartesten Keime des Glaubens und der Liebe zu Jesus , aber auch der einfachen inneren Sauberkeit und Wahrhaftig- keit zertrampelt und zertreten. Der altböse Feind hat wirklich ganze Arbeit geleistet an der Kirche Gottes.
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