durchsetzen will, wenn es sein muß auf Kosten anderer. Das war der große Fehler Bismarcks.

Es ist eine große Frage, die mich seit Jahren beschäftigt, ob ein Hitler auch in einem anderen Land möglich wäre, ob der National- sozialismus auch in einem anderen Land die Massen blenden könnte. Ich glaube ja, nur müßte er dort ein anderes Gesicht haben. Jedes Volk hat seine Fehler und seine Schwächen, genau so gut wie seine Tugenden und seine Vorzüge. Damit soll: Hitler nicht entschuldigt werden, aber erklärt.

Fehler der anderen

Die Gerechtigkeit verlangt, daß wir bei der Frage nach der Schuld auch die Fehler nicht übersehen, die außerhalb Deutschlands began- gen wurden und die mit dazu beigetragen haben, daß ein Hitler mög- lich wurde.

Die Diktatur, die heute Hitler vorgeworfen wird, war vorgebildet im Osten.

Der neuheidnische Staat, die achristliche und antichristliche Kultur ward vorher im Osten gepredigt worden, und

die Gestapo erinnert bis in die kleinsten Einzelheiten hinein an die G.P.U.

Andererseits darf nicht vergessen werden, daß Hitler nicht möglich gewesen wäre ohne den Friedensvertrag von Versailles . Wir wären heute in Deutschland froh, wenn wir diesen Friedensver- trag wieder bekämen. Er war nicht so schlecht, wie man es uns oft vorsagte; aber er war wahrhaftig kein politisches Meisterstück und wirtschaftlich unklug.

Am wenigsten aber haben wir es verstanden, daß man im Ausland jahrelang zusah, wie Hitler das deutsche Volk unterdrückte, ohne daß es einen Finger rührte. Wir konnten unseren Ohren nicht trauen, als wir hörten, daß die diplomatischen Vertreter auch der West- mächte Hitler und seine Regierung anerkannten und mit ihm_ver- handelten. Zu einer Zeit, da wir uns bereits vollständig klar waren, daß mit Hitler nichts zu machen sei, daß jeder in den Abgrund ge- stürzt wird, der ihm die Hand gibt, da hat das Ausland noch immer geglaubt, die diplomatischen Beziehungen mit Hitler nicht abbrechen zu dürfen. Auswärtige Minister, wie z.B. Eden, haben ihn besucht, Chamberlain ist eigens nach Berchtesgaden geflogen, und selbst Stalin hat einen Vertrag mit ihm abgeschlossen. Dann darf man es einem kleinen Pg. nicht allzu übelnehmen, der geglaubt hat, im Interesse seiner Familie und seiner Existenz ebenfalls mit Hitler verhandeln und mit ihm einen Vertrag eingehen zu können. Ich stehe gewiß nicht im Verdacht, jemals mit dem Nationalsozialismus geliebäugelt zu

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