als heilige Aufgabe den Massen eingeimpft. Von hier war nur ein kleiner Schritt zum
Rassenhaß, Rassenkampf und zur Rassendiktatur.
Es ist geradezu grotesk, wenn heute fanatische Anhänger der Klassendiktatur zu Gericht sitzen über fanatische Anhänger der Rassendiktatur.
Den Schlußstein in dieser geistigen Entwicklung bildete Nietz sche , der gut schlecht und schlecht gut nannte, und der den Übermenschen predigte und den Willen zur Macht, der sich selbst als Dynamit, ja als Gott bezeichnete. Es ist kein Zufall, daß Hitler ' Mussolini zu seinem sechzigsten Geburtstag eine Prachtausgabe der Werke von Nietzsche schenkte.
Das ist die deutsche Philosophie, die seit Jahrhunderten an der Unterhöhlung aller Moralbegriffe und aller übernatürlich verankerten Ethik arbeitete. Das soll keine Entschuldigung für die Angeklagten in Nürnberg sein, aber eine Erklärung. Es ist nicht gerecht, die Schüler zu verurteilen und die Lehrer vielleicht gar als Geistesheroen zu preisen.
Dazu kommen die großen Praktiker jener Ideen, die von Hitler selbst als seine Ahnen bezeichnet und geehrt wurden, Friedrich der Große , Napoleon , Bismarck und Mussolini . Friderizianismus, Militarismus, Imperialismus, Faschismus, sie alle haben im Nationalsozialismus ihren Höhepunkt erreicht und gehören auf die Anklagebank in Nürnberg .
Daß diese Entwicklung besonders bei uns in Deutschland so viele Schüler und fanatische Anhänger finden konnte, liegt ferner begründet in gewissen geistigen Anlagen des deutschen Volkes, die man schon oft als die Schwächen Deutschlands bezeichnet hat. Man denke zunächst einmal an das berühmte Wort..Volk der Denker und Dichter". Das ist unsere Stärke und unsere Schwäche. Wir sind gewohnt, alle Gedanken, auch die falschen, bis zu den letzten Konsequenzen durchzudenken und nicht selten künstlerisch zu verherrlichen. Während andere Völker aus einem gesunden Empfinden heraus instinktiv vor den letzten Konsequenzen zurückschrecken, fühlen wir uns verpflichtet, alle Schranken fallen zu lassen, um ja konsequent zu sein.
Diese Schwäche, die zugleich unser Ruhm ist, führte dann zu einem zweiten Fehler, der sich schon öfters in der deutschen Geschichte als sehr unheilvoll auswirkte, zu einer allgemeinen Zersplitterung. Wenn vor 1933 mehr als sechsunddreißig Parteien im Wahlkampf miteinander stritten, so liegt das auf der gleichen Linie, wie wenn vor zweihundert Jahren noch mehr als hundertfünfzig Könige, Für
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