gleich vor Gott , also nicht in dieser Welt. Später zur Zeit des Natio­nalsozialismus wurde der katholischen Kirche vorgeworfen, daß sie die Gleichheit aller Menschen lehre, den Gleichheitsbrei der Mensch­heit fördere, daß sie kein Verständnis dafür habe, daß die Menschen ungleich seien und die Rassen und die Nationen doch nach einem bekannten Wort von Lagarde ,, Gedanken Gottes" wären. Das kommt davon, wenn man seine eigenen Ideen in die Bibel hineinträgt. Tat­sächlich sind alle Menschen gleich vor Gott , d. h. alle haben eine un­sterbliche Seele, alle sind Kinder Gottes und Brüder Christi und alle haben das gleiche Ziel, die Gemeinschaft mit Gott . Aber die Talente sind verschieden verteilt. Auch das steht in der Bibel, und die Men­schen sind eben nicht gleich auf dieser Welt. Sie haben wohl die glei­chen Chancen für die Ewigkeit, aber nicht die gleichen Talente für die Welt. Es wäre ja auch furchtbar langweilig, wenn alle Menschen gleich wären, wenn alle das gleiche Gesicht hätten. Es ist geradezu ein Naturgesetz, daß nur durch die Verbindung von Ungleichem neues Leben entsteht, nur durch die Verbindung von Mann und Frau. Auch hier sehen wir wieder, daß es unmöglich war, bei solchen irrigen Ansichten zusammenzuarbeiten.

Das unglückliche Spielen mit Klassen haẞ, Klassenkampf und Klassen diktatur.

Ich gestehe offen, ich begreife es nicht, daß es Menschen gibt, die sich nicht genugtun können in der Verurteilung der braunen Dikta­tur und dabei den Tag nicht erwarten können, wo die rote Diktatur kommt. Diktatur ist Diktatur! Wir wollen keine Diktatur des Kapi­talismus, aber auch keine Diktatur des Proletariats. Wir wollen die Gegensätze nicht verwischen, aber auch nicht verewigen, sondern überbrücken. Union im tiefsten Sinn des Wortes, das ist die Aufgabe und die Mission unserer Zeit.

Die unglückliche Ehe von Freidenkertum und Sozialismus. Ich habe bereits davon gesprochen, das war der größte Fehler, den, Karl Marx begangen hat, und seitdem klafft diese Kluft und zieht sich durch alle Länder hindurch. Der gläubige Christ konnte früher nicht mit Kommunisten oder Sozialisten zusammenarbeiten, wenig­stens in Deutschland nicht. Das sollte man einsehen auf der anderen Seite. Wir sind bereit, mit jedem zusammenzuarbeiten, aber unsere Weltanschauung darf nicht angegriffen werden. Ich glaube bestimmt, sagen zu können, daß es heute in dieser Beziehung schon viel besser geworden ist. Aber früher war es anders.

Schwarze Fehler

Wir wollen nicht bloß die Fehler der anderen sehen, wir wollen auch reumütig an die eigene Brust klopfen. Zunächst darf allgemein

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