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NAZIANTICHRIST VERTREIBT 101 LOTHRINGISCHE GEISTLICHE.
1. Zur Einführung.
In meinem verantwortungsvollen Amt als Archidiakon von Château- Salins fand ich anderthalb Jahre lang wesentliche Unterstützung sonderbarerweise bei einem Mann, der unser unglückliches Lothringerland in namenloses Elend gestürzt hat und schliesslich auch mir zur Katastrophe werden sollte. Dieser Mann heisst Anton Dunkern. Er war SS- Oberführer in der Westmark im Rang eines Generals. Wie kam ich mit diesem Gestapochef zusammen, und wie war es möglich, während 18 Monate mit einem Führer der Geheimpolizei fast reibungslos Hand in Hand zu arbeiten?
Bis Ende Juli 1936 führten mich Verpflichtungen der katholischen Kolportage öfters nach Deutschland . Meine scharfe Kritik in Wort und Schrift am Nationalsozialismus brachte meinen Namen im dritten Reich ins schwarze Buch. Polizeikommissar Becker von Strasbourg warnte mich ernstlich vor weiterem Betreten deutschen Bodens, was übrigens im Sommer 1947 gelegentlich eines Prozesses vom Präsidenten des Gerichtshofes in Strasbourg Bestätigung fand. Trotzdem wagte ich noch einmal, die Einladung eines mir bekannten deutschen Zöllners anzunehmen, da im deutschen Grenzdorf Rilchingen zwei Herren über Bücherlieferungen mit mir verhandeln wollten. In einer Wirtschaft erwarteten mich. zwei Männer, aber keine Bücherreisende, sondern zwei Gestapoagenten, die Auskunft über einen Mann erbaten, der vor einiger Zeit bei mir in Sarralbe Freimarken für seine Sammlung kaufen wollte. Die Fragen der beiden mir Unbekannten setzten mich in eine nicht geringe Verlegenheit, da mir durch. die französische Polizei bekannt war, dass jener angebliche Sammler mehr Interesse für Spionage als für alte Freimarken hatte. Jedenfalls arbeitete dieser Spion für Frankreich . Da die beiden Herren von mir nur oberflächliche, nichtssagende Auskünfte erhielten, interessierten sie sich über die Gründe meiner ablehnenden Haltung dem Nationalsozialismus gegenüber. Sie kannten meine Broschüre« Existieren im Elsass und in Lothringen Hitleragenten im Priesterkleid?>>, in der ich scharf gegen die Nazi losziehe. Auf meine Erklärungen hin baten mich die zwei Männer, sie gelegentlich in Saarbrücken besuchen zu wollen. Zum Schein lehnte ich nicht ab, um ja wieder heil nach Sarreguemines zurückkehren zu können; wo sofort bei der Polizei ein Bericht über das sonderbare Erlebnis abgegeben wurde. Seit diesem Tag hat mich Deutschland bis zu meiner Verhaftung im Jahre 1942 nicht mehr gesehen.
Einer der beiden Herren, ein Mann in den Vierziger, spielte während der Besprechung den Wortführer. Er sprach lebhaft, besass politische, sogar religiöse Kenntnisse, die mich in Staunen setzten. Er machte den Eindruck, in der nationalsozialistischen Bewegung eine führende Rolle zu spielen, was sich auch später bestätigen sollte.


