willen längst zu einer Notwendigkeit geworden war. Dazu war der Kampf gegen eine Führung, die unwiderlegliche militärische Gründe für die Beendigung des Krieges ablehnte, ja die sogar selbst dem geringsten Rat unzugänglich blieb, ein Gebot der militärischen Ehre und vaterländischen Pflicht. Die Männer des 20. Juli 1944 haben einen solchen Versuch gemacht. Sie sind jedoch nicht nur von ihresgleichen im Stiche gelassen worden, sondern Hitler - Marschälle haben sie auch noch ausgestoßen, verfemt und wie gewöhnliche Verbrecher den Blutknechten Hitlers und Himmlers überliefert.
Man wird heute schon als gewiß annehmen dürfen, daß die Kraft zu einem militärischen Veto gegen die sinnlose Fortsetzung des Krieges gebrochen war durch die Aufspaltung der Wehrmacht , gegen die ein wirksamer Widerstand nach außen nicht sichtbar geworden ist. Mit dem Verlust der Einheit war der Wehrmacht das Rückgrat gebrochen worden. Die Furcht vor den Meuchelmördern der Gestapo , vor den Galgen- und Hinrichtungskommandos der SS, wahrscheinlich sogar schon allein das Bedenken, persönliche Ungelegenheiten und eine Benachteiligung in der Karriere zu erleiden, haben bei den höchsten Offizieren jede bessere Einsicht und alle guten Vorsätze wirkungslos sein lassen. So konnte es geschehen, daß die geistig und organisatorisch in zwei Teile zerbrochene Armee Dinge hinnehmen mußte, die man als Deutscher nicht erwähnen kann, ohne vor Scham in den Erdboden zu versinken. Da war zum Beispiel die erniedrigende Tatsache, daß die Richtlinien für die Fortsetzung des Kampfes von einem Manne wie Goebbels formuliert werden durften, der eine Begabung für das Demagogische und Lügenhafte besaß, die ans Groteske grenzte und in des
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