da rast sich die Unbedingtheit und Voraussetzungs­losigkeit der deutschen Natur aus. In der Sage ist schon vorweg genommen, was Goebbels für den, unmög­lichen Fall" angedroht hatte, daß die Nazigewalthaber je von der Weltbühne abtreten müßten: Dann wer­den wir die Tür hinter uns so zuschlagen, daß der ganze Erdball erzittern wird!"

In uns selbst liegt das Rätsel, die wir Ausgeburt zweier Welten sind, sagte Goethe . Natürlich leiden nicht nur die Deutschen unter diesem Rätsel, aber Gott hat we­niger Hemmungen in ihre Dynamik gebaut. Sonst ste­hen alle Völker unter der Wechselwirkung von Licht und Schatten, von Dämonen und Genien, niemand hat deshalb das Recht, sich pharisäisch über andere zu er­heben. Alle sind vielmehr bedroht und deshalb alle zur Wachsamkeit verpflichtet.

Der Faschismus ist nicht auf deutschem Boden gewach­sen. Lange vor 1933 habe ich sein Wesen und seine Taten beobachtet und mit vielen gleichgesinnten Freun­den in Hunderten von öffentlichen Kundgebungen vor ihm gewarnt. Eigene Beobachtungen in Italien , die Un­tersuchungen deutscher Gelehrter, die ihn ohne My­ thus zeigten, und die kleine aber ausgezeichnete Schrift Pietro Nennis ,, Der Todeskampf der Freiheit" dienten dabei als Unterlage. Da mein politisches Tätigkeitsge­biet an Bayern grenzte, verspürte ich auch frühzeitig die terroristischen Methoden des deutschen National­sozialismus am eigenen Leibe. Viele horchten auf, aber im allgemeinen predigte man bis tief in das Jahr 1930 hinein überall in Deutschland tauben Ohren. Man hielt es einfach für unmöglich, daß ein solches Gewächs in deutschem Boden ernsthaft Wurzeln schlagen könnte. Diese Ansicht begegnete mir vor allem in Berlin , wo der Nationalsozialismus noch keine große Rolle spielte.

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