KAPITEL 5

Paradetag der Geschichte

Gericht und Götterdämmerung

..We enn die Geschichte ihre Paradetage hat und hun­dertprozentig auftritt, dann wehe den Menschen!" Vor Jahren hatte ich dieses Wort irgendwo gelesen. Jeden Tag wurde ich jetzt an seine Wahrheit erinnert. Wel­ches stürmische Tempo hatte die Weltgeschichte ange­nommen seit dem 23. März 1945, an dem amerika­ nische und englische Verbände am Niederrhein und südlich Mainz über den Strom gegangen waren und jede Offensivkraft gegen Osten gelähmt hatten, sofern eine solche überhaupt noch vorhanden war. Am 1. April war das Ruhrgebiet eingekesselt, am 9. April Königs­ berg gefallen, am 10. Hannover und Hessen , am 12. überschritten amerikanische Truppen die Elbe, am 13. fiel Wien , und am 14. wurden die deutschen Trup­pen an der Nordsee und in Holland von jeder Land­verbindung abgeschnitten. Am 16. April beginnt der russische Angriff auf Berlin , am 19. geht der Kampf im nördlichen und am 24. im südlichen Ruhrgebiet zu Ende. Nürnberg und Leipzig kapitulieren am 20. April, am 24. wird das zerstörte Bremen genommen, und am gleichen Tage entkleidet Hitler den Reichsmarschall Göring seiner sämtlichen Ämter. Am 25. April ist Ber­ lin vollkommen eingekesselt und am 26. erfolgt die erste Vereinigung amerikanischer und russischer Trup­pen bei Torgau an der Elbe . In den gleichen Tagen bricht der Widerstand der deutschen und italienisch­faschistischen Truppen in Italien zusammen. Mussolini wird am 24. April bei dem Versuch, über die Schweizer

241