sätzlich verboten. Der Kontakt mit der Bevölkerung konnte nur von Mund zu Mund hergestellt werden. Die örtlich zuständige Militärregierung ließ außerdem lange auf sich warten. Die Kommandanten wechselten in der ersten Zeit fast täglich. Es war ein Übergangs­zustand, von dem man nicht wußte, wie lange er dauern würde. Daran änderte sich zunächst auch nichts, als nach seiner vorzeitigen Entlassung aus Buchenwald der mit den lokalen Verhältnissen bestens vertraute kommunistische Führer Alfred Bochert die Leitung der antifaschistischen Kreise in die Hand nahm. Der Postbetrieb war stillgelegt, es gab keinen telefonischen Verkehr, die Stromversorgung versagte schon tagelang. Die Folge war, daß auch der Rundfunk, der als all­einige Informationsquelle diente, nunmehr verstummte. Die Isolierung von der Außenwelt war vollkommen. Bruchstückweise und unzuverlässig nur erfuhr man, was sich auf den Kriegsschauplätzen und in der hohen Politik ereignete. Die Informationen gingen von Mund zu Mund. Dabei wiederholten sich im Kleinen die Er­fahrungen, die ich schon 1920 anläßlich des Kapp­Putsches in Berlin gemacht hatte. Schon damals beob­achtete ich, welche tiefgreifenden psychologischen Ver­änderungen eintreten, sobald die Zeitungen oder andere Nachrichtenquellen versagen, hinter denen wenigstens irgendeine greifbare Autorität vermutet wird. Da wird dann alles behauptet und alles geglaubt. Ob die Ge­rüchte sich widersprechen oder nicht, ist der aufgereg­ten und urteilslosen Masse gleichgültig. In Pößneck ist das nicht anders gewesen, wie damals in Berlin . Eine wilde Flut von Gerüchten ging durch die Stadt, da jede Nachprüfung unmöglich geworden war. Es hat einige Zeit gebraucht, bis die aufgeregten Gemüter sich wieder beruhigt hatten.

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