Achtung vor der Heiligkeit des Lebens, das Recht der menschlichen Persönlichkeit auf Gleichheit vor dem Gesetz, auf Schutz des unabhängigen Richters vor polizeilicher oder administrativer Willkür, Meinungs-, Vereinigungs- und Versammlungsfreiheit, Freiheit der Lehre auf Kanzel, Lehrstuhl und Bühne, das Recht auf Arbeit und menschenwürdiges Dasein. An sich sind diese Dinge in dem Begriff Demokratie keineswegs enthalten. Aber die politische Demokratie ist die ein­zige und wirkliche Garantie für ihre Erhaltung. Den Angriff auf die Demokratie haben daher die freiheits­liebenden Völker des Westens als einen Angriff auf ihre Lebensgrundlagen schlechthin empfunden und sie haben sich in einer gewaltigen Anstrengung dem Würge­griff des Faschismus entzogen. Der Angriff der Nazis galt aber zugleich einer Macht, die erst im Zusammen­hang mit der kriegerischen Auseinandersetzung von 1914-18 ins Dasein getreten war: dem Bolschewismus. Hinter der Gegnerschaft gegen dieses System verbarg sich, wie aus den Reden der führenden Männer des Dritten Reiches häufig genug nur zu deutlich hervor­ging, die nackte Gier nach den Schätzen östlicher Län­der. Der Anspruch des Faschismus, die höhere Synthese von Nationalismus und sozialen Sehnsüchten der unter demokratischem oder bolschewistischem Szepter lebenden Massen zu sein, war nur eine erkünstelte Konstruktion, die bei dem Zusammenprall mit der rauhen Wirklichkeit versagen mußte. Der Bolschewis­mus, ungleich klüger geführt als der Faschismus, ge­noẞ infolge der politischen Torheiten des Dritten Rei­ ches die Gunst einer geschichtlich beispiellosen Lage. Zwei an sich wesensfremde politische Mächte wurden durch die verbohrte politische Doktrin des National­sozialismus förmlich zu einer Front gegen Deutschland

227