immer noch friedliche waren. Die kriegerische Aus­einandersetzung im Westen Europas vollends bot ihm die besten Möglichkeiten. Wenn er sie nutzte, handelte er nur als russischer Patriot. Von Anfang an war ich mir darüber klar, daß das deutsch - russische Abkom­men von 1939 nur von kurzer Dauer sein würde. Die ganze Mentalität des Nazismus, seine Ostromantik und Bolschewistenhetze, mit der das Verlangen nach Land und Bodenschätzen getarnt wurde, trieb nach meiner Überzeugung im Zusammenhang mit dem einmal ent­fesselten Krieg früher oder später auch zur kriegeri­schen Auseinandersetzung mit Rußland . Daß sie nicht von heute auf morgen erfolgen würde, war bei der zu­rückhaltenden und klugen Politik Stalins gegenüber dem deutschen Marktschreier wahrscheinlich.

Daß auch die Vereinigten Staaten sich aus dem Krieg nicht würden heraushalten können, war schon 1940 sicher geworden. Das war allein schon aus dem Ver­hältnis dieses mächtigen Staates zum nationalsozialisti­schen Deutschland in den letzten Vorkriegsjahren of­fensichtlich geworden. Man mußte sich allerdings dar­über klar sein, daß die innere Vorbereitung der im Grunde absolut kriegsfeindlichen amerikanischen Mas­sen auf den Krieg ebenso lange dauern würde wie die materielle Vorbereitung der eigentlichen Rüstung und die Ausbildung von Millionen von Amerikanern zu brauchbaren Soldaten. In der Kriegserklärung Deutsch­ lands an die Vereinigten Staaten haben der Größen­wahn und der Übermut des Hitlerregimes wohl ihren Höhepunkt erreicht.

Auf Grund solcher Überlegungen kam ich gerade in den Tagen der höchsten deutschen Triumphe zu der Über­zeugung, daß der Krieg sehr wohl bis 1945 dauern könne, daß er dann aber auch mit der Zerstückelung

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