er im Unterhaus verkündete und zu deren Verwirk- lichung er sogar mit der Vorbereitung eines Abkom- mens mit Hitler-Deutschland beschäftigt war. Der na- tionalsozialistische Einmarsch in Prag untergrub seine politische Stellung in England, obwohl die Gefühle des englischen Volkes auf seiner Seite waren. Bis zu die- sen Ereignissen war Churchills Einfluß noch gering gewesen. Seinen Wiederaufstieg zur Macht verdankte dieser dem Umstand, daß er die internationale Gefahr des mit dem Faschismus verbündeten Nationalsozialis- mus früher und besser erkannte, als die meisten seiner Landsleute. An diesen Feststellungen ändert die for- male Tatsache nichts, daß es England war, das uns als erstes Land den Krieg erklärte. Ribbentrop hatte die englische Kriegserklärung nicht für möglich gehalten und auf dieser Erwartung seinen scharfen außenpoliti- schen Kurs aufgebaut. Zweifellos war es im September 1939 für die englische Regierung ein sehr gewagter Schritt, sich, bevor die Aufrüstung vollzogen war, in einen Krieg einzulassen. Aber diese Haltung war not- wendig und unvermeidlich geworden, denn es gibt im Leben einer Nation Augenblicke, in ‚denen sie dem Ruf des Schicksals nicht ausweichen kann. Die Welt hatte, von dem gefährlichen Wagemut Hitlers verblüfft, schon angefangen, den Glauben an England zu ver- lieren. Die Mobilisierung der englischen Abwehrkräfte hatte eben längere Zeit in Anspruch genommen und sie war auch im Herbst 1939 noch nicht vollendet.
Rußland hatte in der beginnenden Auseinandersetzung zwischen dem Westen und dem nationalsozialistischen Deutschland eine besonders günstige Stellung bezogen. Stalin wollte den Krieg nicht, da er alles, was Ruß- land brauchte, mit Mitteln erreichen konnte, die auch
bei äußerster Anspannung der internationalen Lage
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