doch häufig der Weg vom Gedanken zur Tat sein kann.
Am Morgen des 8. April nahmen wir Abschied vom
Haus Plottke und von der teilnehmenden Frau Helene, die uns noch einmal mit der ganzen Fülle ihrer gro- Ben Güte beschenkt hatte.
Es war mir weh ums Herz, als ich diese tapfere kleine Frau ihrem Schicksal überlassen mußte. Eine dunkle Ahnung beschlich unsere Herzen. Sie trog nicht. Wir sollten Helene Plottke nicht wiedersehen. Die Stürme, die am 22. April über Biesenthal hinweggebraust sind, haben ihr kleines Paradies und ihren unverwüstlichen Optimismus zerstört. Helene Plottke ging freiwillig aus dem Leben. Unter einer Tanne ihres schönen Gartens begrub man sie, ohne Sarg, ohne Gedenkworte. Ich darf aber hoffen, daß die Gemeinde Biesenthal in- zwischen ihre letzte Ruhestätte würdig ausgestaltet hat. Es ist mir ein Bedürfnis, dieser ungewöhnlichen Frau an dieser Stelle ein Denkmal zu setzen. Die in Plottke-Allee umbenannte Bismarck-Allee hält in dem schönen märkischen Flecken vor den Toren Berlins die Erinnerung an das tapfere antifaschistische Ehe- paar wach. Das tragische Ende hat meinem Herzen eine Wunde geschlagen, die nicht völlig vernarben wird, solange es schlägt. Ein Lastwagen der Wehrmacht brachte uns von Biesenthal direkt zum Bahnhof Wedding . Zwischen 22 Uhr und Mitternacht erlebte ich noch einen schweren, für mich letzten Luftangriff auf die Reichshauptstadt. Zum ersten Male mußte ich mich, da mich der Angriff auf dem Bahnhof Zoologi - scher Garten überraschte, in den sogenannten Zoo- bunker flüchten. Alle übrigen Angriffe— es mögen etwa fünfhundert gewesen sein— habe ich in Luft- schutzkellern überstanden. Es kam die Nacht vom 8. zum 9. April, die ich nie vergessen werde. Noch einmal
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