III. Das Ende
KAPITEL 1
Berliner Zustände Ostern 1945.
Nach meiner Entlassung fand ich zu Hause nicht die
Ruhe, die ich erhofft hatte. Auf Schritt und Tritt fühlte ich mich von der Gestapo verfolgt. Wollte ich Berlin verlassen, mußte ich mich bei ihr vorher abmelden. Neue Verhaftungen und neue Hinrichtungen von Freunden kamen zu meiner Kenntnis. Wenn es am frühen Morgen an der Korridortüre klingelte oder klopfte, mußte ich draußen die Häscher vermuten. Manche Nacht schlief ich bei Freunden und Bekannten, um dieser ständigen Belastung des Nervensystems zu begegnen. Der bedrohliche Anmarsch der Russen verschärfte noch die Gefahr. Immer stärker wurde die Sehnsucht, wenigstens noch einige Tage die unglückliche Reichshauptstadt zu verlassen. Freudig nahm ich daher die Gelegenheit wahr, nach Eberswalde und Biesenthal zu fahren. Sonnenschein wechselte mit Wind und Regen. Zwar erinnerten in der schönen Stadt am Rande der Höhenzüge des linken Oderufers Barrikaden an den Zugangswegen und in der Umgebung an die unheimliche Nähe der Ostfront. Häufige Luftalarme beunruhigten die Bevölkerung noch mehr, als es das Herannahen der Kampfhandlungen
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