das ganze Werk über das Lager ist fertig. Allerdings wäre es nun an der Zeit, aus dem Bunker herauszu­kommen, nur heraus, nur heraus!"

Warum er überhaupt hineingekommen war, wußte er so wenig, wie Tausend andere. Unmittelbar vor 1933 war er weder Mitglied der Kommunistischen noch der Sozialdemokratischen Partei gewesen. Aus der SPD . war er bereits im Jahre 1923 ausgeschieden, wegen eines schulpolitischen Konflikts in Frankfurt a. M., wo die Tradition an der Simultanschule festhielt, während er kompromiẞlos die weltliche Schule forderte. Partei­politische Tätigkeit lag ihm nicht, dagegen gehörte er pazifistischen Organisationen an wie der Liga der Men­schenrechte. Das wird auch wahrscheinlich in seinen Gestapoakten angestrichen gewesen sein. Für Schule und Film hatte er eine ungewöhnliche literarische Tä­tigkeit entwickelt. Die meisten Lehrer kannten seinen Namen. Schüler, die das Glück hatten, durch seine Hände zu gehen, hegten eine schwärmerische Ver­ehrung für ihn. 1933 hatte man ihn aus der Schule ge­jagt. Seit dieser Zeit lebte er als Bühnenschriftsteller und schrieb Texte für Opern, Operetten und Singspiele. Auch an eigenen kleinen Kompositionen versuchte er sich. Später habe ich Textbücher von ihm gelesen. Aus ihnen spricht ein heiteres glückliches Wesen und eine lautere Liebe zur Heimat und zu seinem Volk.

Ernst war nicht leicht zu gewinnen. Nur langsam gli­chen sich unsere Seelen aneinander an. Er lehnte alle Tradition ab, wollte nur aus Zeit und Wirklichkeit schöpfen, also einen neuen modernen Realismus auf allen Gebieten der Kunst verwirklichen. Sein Blick war nach Osten gerichtet. Der nach Rußland emigrierte deutsche Dichter Weinert war sein Freund. Er liebte russische Musik, russischen Gesang und die russische

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