politischen Abteilung harrte meine Sekretärin, die wieder einmal eine Sprecherlaubnis durchgesetzt hatte. Das Spiel, das man mit mir treiben wollte, hatte für mich jedoch eine gute Folge. Der Vorarbeiter beim Kommando strich mich von seiner Liste. Es fiel ihm darum nicht auf, wenn ich nicht mehr zur Arbeit erschien. Der Arbeitseinsatz vermiẞte mich auch nicht, denn bei ihm wurde ich weiterhin als„, zu Speer kommandiert" geführt. Die Streichung auf der Kartothek des Einsatzes wäre bei meiner Entlassung von der Zentralkartei veranlaßt worden. Der Vorarbeiter hatte in dieser Beziehung nichts zu unternehmen. So kam mir eine Lücke in der sonst bis ins kleinste ausgetüfftelten Organisation im KZ zustatten.
Der Hin- und Rückmarsch zu Speer hatte meine Füße durch die neuen und für diese Gewaltexperimente ungeeigneten Schuhe arg zerschunden. Auf den Zehen und über den Knöcheln hatten sich schmerzhafte Wunden gebildet. Clemens verlangte, daß ich ins Revier ginge. Das mußte am nächsten Morgen vor dem Appell geschehen, also zwischen 4 und 5 Uhr. Diese Regelung sollte verhüten, daß ein Häftling, der bei der Untersuchung nicht als schonungsbedürftig befunden wurde, auch nur einen Tag von der Arbeit fernblieb. Ich ging also ins Revier, wo sich gewissermaßen noch zu nachtschlafender Zeit ein ungeheurer Betrieb entwickelte. Der behandlungsbedürftigen Häftlinge waren viele und sie mußten deshalb möglichst rasch vor der Beendigung des Morgenappells abgefertigt werden. Die Organisation war in dieser Beziehung von einer wunderbaren Präzision, das mußte der Lagerleitung der Neid lassen. Das Revier machte einen guten Eindruck. Ärzte waren in ausreichender Zahl vorhanden; sie waren selbst deutsche oder ausländische Häftlinge, die uns kamerad
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