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nie ganz gestillt werden konnte. Aber ich mußte Ottos Kochkunst immer wieder loben und durfte auch die Reste nicht verschmähen, die er manchmal für mich in seiner Schüssel zurückließ. Wenn ich Clemens mit einem Geschenk erfreute, mit einer guten Birne oder mit ein paar Trauben, dann lag im nächsten Augen­blick eine viel wertvollere Gegengabe auf meinem Platze.

Als ich in den Block kam, herrschte dort eine furcht­bare Überfüllung, die sich ständig steigerte und die den Aufenthalt bei Tag und Nacht zur Qual machte. Ich fiel Clemens sofort auf; er fragte, wer ich sei, wor­auf ich ihm meine Geschichte erzählte: ,, Da muß man Dir etwas helfen," sagte er gutmütig. Er gab mir ein Bett, dessen eine Seite nach außen lag und damit ein bequemeres Ruhen gestattete. Und er versorgte mich mit anständigen Schuhen und warmen Kleidern, über die der Stubenälteste des Nachbarflügels verfügte. Der Arbeitseinsatz hatte mich inzwischen endlich ent­deckt. Ich mußte mich vorstellen, nicht allein natür­lich, sondern zusammen mit zweihundert bis dreihun­dert Kameraden. Erst nach zweimaligem stundenlan­gem Warten kam ich zum Aufruf. Der Arbeitseinsatz­leiter war ein alter SS- Nazi, der nach Schema F arbei­tete. Handwerker, vor allem Metallarbeiter, waren leicht in einem der zahlreichen für die Rüstung tätigen Be­triebe einzugliedern, die zum Lager gehörten. Häftlin­gen gegenüber, mit denen er nichts anzufangen wußte, wie etwa mit mir, war er anmaßend, grob und unge­recht. Er schob sie ohne nähere Prüfung irgendwohin ab. Ich kam zu Speer, einem verrufenen Kommando, verrufen weniger wegen der Arbeit, die den Häftling dort erwartete, als vielmehr wegen der Qual, die der Marsch dorthin verursachte. Das Kommando lag vier

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