für ihn von diesem Augenblick an nicht mehr. Seeli­sche schien er manchmal noch zu haben. Oft seufzte er: ,, Ich war ein böser Bursch, glaab mer's, Erich, ich hab dem Herrgott viel abzubitte." Im letzten Abschnitt seines freien Daseins betrieb Otto neben Gelegenheits­geschäften einen Autoschlachthof, eine Reparaturwerk­stätte und einen Handel mit alten Autos. Zum West­wallbau stellte er einen Lastwagen, an dem er viel ver­dient haben will. Seit 1941 war er im Lager. Die Poli­zei habe sich seiner auf diese bequeme Weise entle­digt, da er zuviel gewußt habe. Nun war er hier Block­ältester, verantwortlich für vierhundertundfünfzig Menschen, herrschte über den guten Clemens, über mich und den Polizeipräsidenten von Mährisch- Ostrau . Der Mann, der mir den ferneren Aufenthalt im Lager so erträglich gestaltete, wie es die Umstände nur ge­statteten, war Clemens Böhm. Ich bleibe ewig in seiner Schuld. Seine Hilfe war völlig selbstlos. Ottos Sympa­thien für mich hatten zwar nicht ausschließlich, aber doch vorwiegend materielle Wurzeln. Er war auch bei mir Teilhaber der Güter, die draußen für mich organi­siert wurden. Zigarren und Zigaretten standen bei ihm im Vordergrund, auch auf Kuchen war er ungewöhn­lich scharf. Clemens war wie ich Nichtraucher. Otto betrachtete alle Rauchwaren, die in meinen Paketen auftauchten, von vornherein als sein Eigentum. Manch­mal nahm er sie bei der Öffnung gleich fort und nur mit Mühe konnte ich davon etwas für andere Kamera­den reservieren. Natürlich revanchierte sich Otto häu­fig mit anderen Dingen. Auch durfte ich mich an den Mahlzeiten beteiligen, die er und Clemens sich im Block bereiteten. Dadurch wurde ich von der Lager­küche weitgehend unabhängig und konnte meine Ra­tionen an andere Kameraden abtreten, deren Hunger

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